Derivate und strukturierte Finanzprodukte

Derivate

Über Aktien wissen die meisten Anleger zumindest ansatzweise Bescheid. Was ein ETF ist, sickert so langsam durch. Jedoch wird in Privathaushalten kaum bis gar nicht über Derivate gesprochen. Dies hängt vermutlich mit ihrer komplexen Struktur und den vielen Möglichkeiten zusammen. Außerdem zählen Derivate zu den risikoreichen Anlageklassen, bei denen ein Totalverlust durchaus möglich ist.

Warum Sie trotzdem einen Blick auf diese werfen sollten, erklären wir Ihnen in diesem Ratgeber.

Wissenswertes über Derivate:

  • Eine risikoreiche Anlageform mit hohem Renditepotential.
  • Sie bilden eine Kursentwicklung ab.
  • Sie unterteilen sich in Optionen, Optionsscheine, Zertifikate, Futures sowie CFDs.
  • Es wird mit einem Hebel gehandelt, wodurch Sie weniger Kapital einsetzen müssen.
  • Sie können ein Vielfaches vom Basiswert realisieren, aber auch verlieren.
  • Derivate sind sehr spekulativ und deshalb nur fortgeschrittenen Anlegern zu empfehlen.

Was sind Derivate?

Ein Derivat ist dafür da, um etwas zu „ersetzen“. Hierbei findet ein Kauf bzw. Leerverkauf von Aktien, Anleihen, Rohstoffen und einigem mehr statt. Mit dem Ziel, über das Derivat von der Kursentwicklung zu profitieren.

Derivate gelten dabei als Oberbegriff für verschiedene Möglichkeiten, um mit dieser Handelsform eine Rendite zu erwirtschaften. Wenn Ihnen also jemand nur von Derivaten erzählt, gilt es nachzufragen, wovon er genau spricht.

Optionen, Optionsscheine, Zertifikate, Futures oder CFDs?

Sie alle haben gemein, dass es Ihnen ermöglicht wird, mit recht geringem Kapitaleinsatz am Börsenhandel teilzunehmen.

Der Handel mit dem Hebel

Insbesondere bei Optionsscheinen und Zertifikaten kommt ein Hebel zum Einsatz. Wenn Sie nun ein Prozent in den Basiswert investieren, kann sich dies zu einem Vielfachen auswirken, wenn sich der Kurs verändert.

Beispiel: Ein fünffacher Hebel bedeutet, dass Sie bei einem Kurszugewinn den fünffachen Gewinn mitnehmen.

Natürlich funktioniert dies auch in die entgegengesetzte Richtung. Weshalb der Handel mit Derivaten sehr spekulativ ist und somit nichts für Anfänger. Wenn Sie dennoch interessiert sind, sollte es Ihnen die Zeit wert sein, mehr Details einzuholen. Gerade das tägliche Geschehen an den Börsen und in der Politik, nimmt großen Einfluss auf Derivate. „Zu viel Know How“ können Sie hier gar nicht besitzen.

Ganz wichtig: Ihr Broker sollte einen Stopp-Loss ermöglichen. Damit setzen Sie einen automatischen Verkaufsauftrag, falls die Kursentwicklung einen bestimmten Wert unterschreiten sollte.

Warum der Handel mit Derivaten so interessant ist

Anstelle mit den Basiswerten zu handeln, geht es hier also um Derivate. Obwohl deren Entwicklung sehr spekulativ ist, spricht doch einiges für sie.

Geringer Kapitaleinsatz: Wir müssen dies erneut betonen, weil der Handel mit Hebel Derivate so attraktiv macht. Je höher der Hebel, desto größer natürlich auch das Risiko. Sie sollten daher nur mit einem geringen Anteil Ihres Sparvermögens handeln.

Spannend: Sie können den Totalverlust schlimmstenfalls verschmerzen? Dafür erleben Sie zugleich hohen Nervenkitzel im Börsenhandel.

Schwer zugängliche Basiswerte: Abgesehen vom Preis selbst, kann es sein, dass Ihr Broker bzw. Land sonst keine Kaufoptionen für gewisse Werte zulässt.

Es funktioniert in beide Richtungen: Sie können mit Derivaten nicht nur auf Kursgewinne, sondern auch deren Verluste setzen. Was Ihren Spielraum im Trading vergrößert.

Arten von Derivaten

Nun möchten wir noch auf die schon mehrfach angesprochenen Arten im Derivate-Handel eingehen. Es ist wichtig, dass Sie deren Unterschiede kennen. Hierbei kommt es nämlich nicht nur auf den Hebel an.

Optionen

Hiermit können Sie auf steigende (Calls) sowie fallende (Puts) setzen. Beachten Sie neben den Basispreisen auch ihre dazugehörigen Laufzeiten. Falls Sie zwischenzeitlich eine andere Strategie nutzen möchten, lassen sich Optionen vorzeitig verkaufen.

Sie sind dabei nicht nur auf den Kauf beschränkt. Optionen lassen sich ebenso anderen unterbreiten. Allerdings ist dies mit einem hohen Risiko verbunden. Dasselbe gilt für Leerverkäufe als „Stillhalter“. Dabei riskieren Sie ggf. mehr Geld als Ihre Sicherheitsleistung hergibt.

Optionsscheine & Zertifikate

In diesem Fall wird ein Basiswert zu einem festgesetztes Basispreis gekauft. Hier gelten die Bezeichnungen Call-Optionsschein und Long-Zertifikat. Beim Verkauf bezeichnet der Mark es als Put-Optionsschein bzw. Short-Zertifikat. Dazu gibt es eine vorgegebene Laufzeit. Wobei Sie diese nicht zwingend einhalten müssen.

Wer hiermit handelt, will das Laufzeitende meistens gar nicht ausreizen. Stattdessen nutzen Sie lediglich die Hebelwirkung, welche durch Optionsscheine und Zertifikate gegeben sind. Ihnen steht jederzeit der Kauf bzw. Verkauf dieser Anlageformen bereit.

Wie genau das funktioniert, würde hier zu umfangreichen Erläuterungen führen. Wenn Sie Interesse haben, sollte Ihnen ein guter Broker bzw. Berater weiterhelfen. Denn der Handel mit Hebel ist leicht erlernt, aber schwer zu meistern.

Futures und CFDs

Noch mehr Zeit und Lernbereitschaft sollten Sie bei Futures sowie CFDs mitbringen. Statt um Wertpapiere, dreht sich hier alles um Kontrakte. Der Preis ähnelt dem des Basiswerts, aber dieser wird nicht sofort bezahlt. Stattdessen entscheiden Sie sich für den Kauf bzw. Verkauf zu einem bestimmten Zeitpunkt. Dafür wird eine „Margin“, auch „Sicherheitsleistung“ beim Broker hinterlegt.

Zum festgelegten Zeitpunkt kommt es darauf an, ob Sie Gewinn oder Verlust in Bezug auf die Margin generiert haben.

Fazit: Derivat-Handel nur mit ausgefeilter Strategie verfolgen

Wie Ihnen jetzt schon bewusst sein dürfte, ist der Handel mit Derivaten alles andere als einfach. Es braucht ein wenig Zeit, um die komplexen Zusammenhänge zu verstehen. Außerdem müssen Sie sich regelmäßig mit dem Weltgeschehen auseinandersetzen.

Derivate, sein es Optionsscheine, Zertifikate oder Futures, verlangen nach Know How. Sie eignen sich vor allem für kurzfristige Gewinnmitnahmen. Schwache Nerven sollten Sie nicht haben. Denn trotz aller Strategien, kann es zum Totalverlust kommen. Manche Arten von Derivaten können Sie sogar über die Sicherheitsleistung hinaus für Verluste bezahlen lassen.

Wenn Ihnen dies alles zu aufwendig klingt, wäre ein ETF oder ein regulärer Sparplan besser für Sie geeignet.

Falls Sie weiterhin interessiert sind, gilt es an dieser Stelle erste Grundkenntnisse zu vertiefen. Bei manchen Brokern können Sie ein Demokonto eröffnen. Legen Sie sich ein zwei gute Bücher für den Derivate-Handel zu. Testen Sie im Demokonto das Erlernte aus.

Wenn alles passt, wird mit einem echten Konto gestartet. Doch verwenden Sie bitte ausschließlich Geldbeträge, welche im Zweifelsfall komplett entbehrt werden können.

Ratgeber Finanzen
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